Die einen kommen wegen der großen Auswahl an Käse, die anderen schon seitdem sie denken können. Am besten sind die frühen Besuchszeiten, wenn der Duft vom Morgentau noch in der Luft hängt.
Jeden Donnerstag und Samstag von 6.30 bis 13 Uhr ist großer Markttag. Freitags zur selben Zeit Biomarkt. In den beiden Hallen des Benediktinermarktes kann man auch von Montag bis Freitag von 6.30 Uhr bis 16 Uhr (Mittwoch bis 13.45 Uhr) flanieren und durch die gastronomischen Köstlichkeiten gustieren.
So schmeckt Alpen-Adria
Der Klagenfurter Benediktinermarkt zieht viele an. Nicht nur die Ernährungsbewussten, die Heimatkoster, nein auch die zahlreichen Fieranten aus Italien und Slowenien, die dem Markt im Alpen-Adria-Raum sein ganz eigenes Flair verleihen. Sie machen ihn bunt wie auch die Gäste – jung bis alt, einfach bis nobel.
Die Erfahrenen kommen mit Baumwolltaschen, nur noch selten sieht man Damen mit Körben, doch immer öfter kommen Neugierige, um zu schauen und zu probieren. Dabei schreibt der Benediktinermarkt seine ganz eigenen Regeln: Besuchen ihn die Kärntner am Donnerstag eher zum Einkaufen, verweilen sie am Samstag zum Gustieren.
Das Angebot am Benediktinermarkt ist groß. Da ist für jeden Gaumen etwas dabei. Vom klassischen Bauernstand bis zum adriatischen Frischfisch wird man hier nach jeder kulinarischen Fasson fündig.
Slowenische Spezialitäten
So auch bei Familie Jakončič aus Slowenien. Am Stand in der Kaufmanngasse treffen sich Stammgäste schon in den frühen Morgenstunden. Ab 11 Uhr wird es dann richtig eng und unterhaltsam.
Kaum verwunderlich, wenn man den Anekdoten von Boris Jakončič über seine Urgroßmutter Margerite lauscht, die mit der Bewirtschaftung von zwei Hektar begann und mit fleißiger Arbeit über die Lebensjahre noch weitere zehn Hektar dazu kaufte. Sein Wein „Moro“ ist nach den grauen Haaren des Großvaters benannt. Geschichten, wie man sie gerne am Benediktinermarkt hört und die den beliebten Treffpunkt zu einer wahren Seele des Alpen-Adria-Raums machen.
Auch Familie Škrlj aus Duplje nimmt mit ihren Monvi-Weinen aus dem slowenischen Vipava-Tal am geselligen Marktleben Teil. „Mit Familie ist es manchmal nicht einfach, aber allemal besser“, scherzt Bojan Škrlj, der mit schwarzen Hygienehandschuhen stilecht den Knoblauch schlichtet. Die Kärntner seien ein sehr positiver Menschenschlag.
Am Benediktinermarkt herrsche „Multikulti“: „Das ist Europa!“, freut er sich darüber. Seine Familie habe im Aufbau des Betriebs gute Erfahrungen in der Monarchie gemacht. Nun genieße er den Urlaub in Klagenfurt, denn Arbeit sei das Verkaufen hier keine.
Dolce far niente
Klein aber fein auch der Stand der Tarviser Fieranten D‘Agaro: „Wir haben uns bewusst für weniger Produkte entscheiden“, verfolgen Barbara und Bruno D’Agaro von „Sapori Italiani“ (übersetzt: italienische Aromen) aus Italien ihr Motto „weniger ist mehr“.
Sie sind selbst Feinschmecker und hatten die Idee, ganz besondere italienische Delikatessen auch ihren Kunden anzubieten. Die gelernte Masseurin und ihr Mann betreiben den Stand nun schon seit fünf Jahren.
„Manchmal fragen wir uns, warum wir es nicht schon früher gemacht haben, weil es uns so gut gefällt“, so die begeisterte Kärntnerin. Sie leben die Freude am Markttreiben und schöpfen ihre Energie aus den glücklichen Kunden.
„Wenn du mit gutem Gewissen den Kunden etwas Gutes tust, dann sieht man deren wahre Freude über die Kleinigkeiten im Leben. Sie fühlen sich am Markt wie daheim…“
philosophiert Bruno D’Agaro, dessen Wildschweinmortadella als Geheimtipp am Markt gilt.
Sonnig ist überhaupt das Gemüt vieler Marktfieranten. Die Stimmung scheint Teil des Konzepts. Unterhaltung und Smalltalk gehören dazu. „Wenn wir schon dastehen, machen wir auch was Süßes“, bringt sich auch Frau Krakolinig vom Frank-Hof fröhlich ins Fierantenleben ein. Nach 48 Jahren Präsenz der Oma am Markt, ist nun die nächste Generation dran. Über die buntgemischten Kärntner Kunden verrät sie uns: „Wie man in den Wald ruft, so kommt es zurück. Deshalb bin ich immer freundlich.“
Schlemmen am Markt
Und nebenan in der Kochwerkstatt bei Spitzenkoch Christian Cavalier wurde der Egoismus gleich zu Beginn der eigenen Marktära abgelegt. „Man muss kochen, was der Gast mag“, verrät Cavalier.
Saisonal sei immer beliebt. Seit drei Jahren kauft und kocht er am Markt: „Uns gefällt es hier! Wir sind gekommen, um zu bleiben. Der Benediktinermarkt ist der Bauch der Stadt und ein starker Anziehungspunkt für alle Genießer, die einkaufen oder vor Ort essen wollen. Wir bieten mit unserem Service durch Fachkräftepersonal auch das gewisse Etwas.“
Ja, der Benediktinermarkt ist bekannt für sein Kontrastprogramm. So findet man vis-à-vis von Haubenküche bodenständige Hausmannskost. Im Markt-Restaurant „Zua(g)Rast“ werden heimische Schmankerln und Nudeln (auch zum Mitnehmen) serviert. Schon lange keinen „Scheiterhaufen“ mehr gegessen?
In der Haupthalle gibt es genau diese selten angebotenen Hausmannskost-Schmankerln täglich frisch gekocht. „Uns ist es ein Anliegen, markttypisch urige heimische Kost anzubieten, ohne das bestehende Markt-Angebot zu wiederholen“, sagt Thomas Lercher, im jungen Marktlokal. Und Freitag ist Nudeltag, an dem alle vorhandenen Spezialitäten der „Norischen Nudelwerkstatt Guttaring“ (von Kürbisnudeln über Steinpilznudeln und Bärlauchnudeln) angeboten werden.
Appetit bekommen?
Das klassische Suppenhuhn holen sich viele Marktbesucher bei Brigitte Kitz. Die rüstige Dame ist seit 28 Jahren als Fierantin dabei, steht jedes Mal um 03.45 Uhr auf und trägt beharrlich die markante, grüne Schürze, die viele Standler eint.
Seit 15 Jahren mit dabei sind die Biobauern vom Mallhof aus Bad Kleinkirchheim. Sie bereichern den Benediktinermarkt mit guter Milch, würzigem Käse und viel Selbstgemachtem aus Bio-Milchprodukten von der Kuh, dem Schaf und der Ziege. Alles wird in der eigenen Hofmolkerei hergestellt. Die Nachfrage nach Milchprodukten sei hoch, so Christian Mayrbrugger: „Der Trend geht eindeutig weg vom reinen Fleischverzehr. Die Menschen ernähren sich heutzutage bewusster und gezielter.“ Das Produkt selbst und dessen Entstehung steht im Vordergrund.
Auch die junge Generation hält Einzug am Benediktinermarkt. Neben Familie Frank mit Tochter Melanie Krakolinig übernehmen an vielen Ständen die Jungen das geschäftige Treiben. So folgt auch am wohl puristischsten Stand des Benediktinermarkts nun mit Barbara Geith (geb. Trabe) schon die 5. auf die 4. Generation.
Familie Trabe ist seit jeher bekannt für ihre Spezialität: Bei ihr werden Freunde des Sauerkrauts fündig. Seit 1949 auf dem Benediktinermarkt, war das Trabe-Kraut schon viel früher an verschiedenen Standorten in Klagenfurt durch die besondere Herstellungsart, in der sowohl Samen als auch Pflanze und das fertige Sauerkraut in Eigenproduktion in einem geschlossenen System hergestellt wird, beliebt.
Und auch aus Slowenien zieht die neue Generation ein: Maja Lorber aus Jarenina beliefert die Klagenfurter mit einer sehr großen Auswahl an Trockenfrüchten. „Die Kärntner geben gerne Geld für gutes Essen aus“, so die junge Frau hinter ihrem farbenfrohen Stand.
„Der Benediktiner Markt ist das eigentliche Zentrum der Stadt“, deutet ein Passant auf die Bedeutung in der Gesellschaft hin. „Er dient nicht nur als Verkaufsplatz, sondern auch als Klagenfurts Kommunikationsplattform.“ Was bleibt von einem Frühbesuch am Markt, der mittlerweile so alt ist, wie manche kreative Kuchenlieferantin, die jeden Donnerstag und Samstag hinter selbst gebundenen Blumensträußchen und heimischen Strickwaren steht? Markt ist niemals perfekt. Markt ist lebendig, ehrlich und gut!