In Klagenfurt am Wörthersee könnt ihr eine Radtour durch die Geschichte unternehmen. Als echte Pedalritter erobert ihr im Norden der Kärntner Landeshauptstadt malerische Schlösser, uralte Kirchen und das geschichtsträchtige Zollfeld. Zwischendurch stärkt ihr euch mit regionalen Schmankerln. Kommt mit auf eine Radtour in die Vergangenheit.
Schwierigkeit: leicht
Strecke: ca. 25 km
Dauer: ca. 2 Stunden
Aufstieg: 120 hm
Abstieg: 120 hm
Start beim Lindwurm
Wir starten am Neuen Platz im Zentrum von Klagenfurt. Hier findet ihr die Tourismusinformation (Neuer Platz 5, 9020 Klagenfurt am Wörthersee) mit allen relevanten Karten und Informationen und auch Fahrrädern sowie E-Bikes zum Ausleihen. Außerdem gibt es hier eine Nextbike-Verleihstation für besonders flexible Radtouren.
Egal für welches Rad ihr euch entscheiden, wir empfehlen zum Start eine Runde um den Lindwurm zu drehen. So gibt euch das Wahrzeichen Klagenfurts Schwung für die Fahrt Richtung Lendhafen.
Ab in den Lendhafen
Klagenfurt hat so manche verborgene Besonderheit. Eine davon ist der Lendhafen, der Klagenfurt zur einzigen Hafenstadt im Süden Österreichs macht. Mitten in der Innenstadt, einen Steinwurf östlich des Neuen Platzes, radelt ihr zum Lendhafen.
Im Lendhafen wurden in früheren Jahrhunderten Holz, Kohle und allerlei Güter aus der Wörthersee Gegend in die Stadt gebracht. Das machte den Kanal mit seinem Stadthafen zur betriebsamen Lebensader.
Heute ist das historische Ensemble an kleinen Häuschen eher zum Ruhepol und Kultur-Treffpunkt avanciert. An lauen Sommerabenden finden hier Konzerte, Lesungen und allerlei andere Kunstveranstaltungen statt. Hier gehts zum Programm.
Zu Besuch bei Ingeborg Bachmann
Weiter zu Ingeborg Bachmanns Geburtshaus. Dieses findet ihr, etwas abseits unserer Route, in der Henselstraße 26. Die österreichische Schriftstellerin verbrachte hier ihre Kindheit, an die sie sich in der Erzählung „Jugend in einer österreichischen Stadt“ erinnert. Alljährlich wird bei den Tagen der deutschsprachigen Literatur, der renommierte Ingeborg-Bachmann-Preis verliehen. Live Public Viewing dazu gibt es übrigens wiederum im Lendhafen.
Der Glan entlang zum Schloss Mageregg
Jetzt aber genug der Gegenwart. Wir wollen unsere Zeitreise fortsetzen. Das geht am schnellsten und schattigsten entlang der Glan, am Glanradweg. Wir verlassen nun also die Innenstadt und fahren Richtung Nordosten, vorbei an Schloss Ehrenhausen aus dem 16. Jahrhundert. Heute unter anderem ein Coworking-Space. Dieses Schloss ist für die Öffentlichkeit leider nicht zugänglich, aber „ein Schloss weiter“, im Schloss Mageregg verhält sich das ganz anders.
Schloss Mageregg liegt zwar nicht direkt auf unserer Route, aber ein Abstecher lohnt sich. Der idyllische und ganzjährig geöffnete Schlosspark ist nämlich ein Gehege für Rot- und Damwild sowie Mufflons, Wildenten und Wildgänse. Aber damit nicht genug, des Restaurant Blattschuss ist ein lohnender Stopp um sich mit regionalen Schmankerln für die Weiterfahrt zu stärken. Spezialität: erraten – Wild!
Karnburg: die alte Hauptstadt Karantaniens
So gestärkt radeln wir weiter entlang der Glan auf das geschichtsträchtige Zollfeld. Am Fuße des Ulrichsberges stoßen wir bald auf Karnburg mit seiner imposanten Pfalzkirche. Selbige wurde bereit im Jahre 927 erstmals urkundlich erwähnt, was sie zur ältesten Kirche Kärntens und zu einer der ältesten in ganz Österreich macht.
Die kleine Hochebene von Karnburg war bereits während der Hallstattzeit besiedelt. Später überwachten die Römer den Verkehr zwischen Aquileia und Virunum auf der Römerstraße “Via Julia Augusta”. Schließlich wurde Karnburg / Krnski grad wohl zum Zentrum des alpenslawischen Fürstentums “Karantanien” und danach karolingische Pfalz. Aus dieser Zeit stammt auch die, noch fast gänzlich in ihrer ursprünglichen Gestalt erhaltene, Kirche.
Unweit der Kirche war übrigens auch der sogenannte „Fürstenstein“ platziert, auf dem die slawischen Fürsten und später die Kärntner Herzöge eingesetzt wurden. Der Stein befindet sich heute im großen Wappensaal des Landhauses in Klagenfurt.
Vom Herzogstuhl ins Freilichtmuseum
Vom Fürstenstein mussten die Kärntner Herzöge dann in den Maria Saaler Dom und schließlich zum Herzogstuhl am Zollfeld, um Amt und Würden vollends zu erlangen. Wir machen diese Tour umgekehrt und queren die fruchtbaren Felder des Zollfelds auf Höhe des Herzogstuhls. Hier lässt sich nicht nur Geschichte atmen, sondern auch eine kleine schattige Pause einlegen (inkl. öffentlicher Toilette).
Erleichtert setzen wir die Durchquerung des Zollfelds fort und fahren direkt am Kärntner Freilichtmuseum Maria Saal vorbei. 38 Museumsobjekte aus sechs Jahrhunderten geben hier Einblick in die Lebens- und Arbeitswelten der Kärntner Bauern. Ein einzigartiges Erlebnis für Groß und Klein. Das Landesmuseum Kärnten bietet auch immer wieder Thementage, Workshops und tägliche Familienprogramme an.
Top-Tipp für Kids: Im Kärntner Freilichtmuseum Maria Saal können sich die Kleinen als Schatzjäger bewähren. Mit einer Karte ausgestattet wird das Areal selbstständig erkundet. Auf alle, die des Rätsels Lösung gefunden haben, wartet eine kleine Überraschung!
Tonhof und Dom in Maria Saal
Unsere historische Reise geht nun weiter hinauf nach Maria Saal. Hier lohnt ein kurzer Abstecher zum berühmten Tonhof, der ehemaligen Sommerresidenz des Künstlerpaares Maja und Gerhard Lampersberg.
Früher verkehrten hier das Who-Is-Who der Wiener Avantgarde. Christine Lavant und die Gründer der „Wiener Gruppe“ H. C. Artmann und Gerhard Rühm nutzten den Hof als Sommerfrische, während Thomas Bernhard das Gastgeberpaar wenig schmeichelhaft in seinem Roman „Holzfällen“ verewigte. Später kamen auch die „Kärntner“ Literaten, um am Tonhof zu arbeiten: Peter Turrini, Josef Winkler, Peter Handke.
Nach diesem Ausflug in die jüngere Kunstgeschichte Kärntens lockt natürlich das weithin sichtbare Wahrzeichen Maria Saals, der Dom. Wie die Pfalzkirche von Karnburg, eine der ältesten Kirchen Kärntens. Der spätgotische Maria Saaler Dom beherbergt zahlreiche kunsthistorische Schätze aus den verschiedensten Epochen. Führungen und weitere interessante Veranstaltungen rund um den Dom bietet der Domverein Maria Saal an. Aber auch ohne Führung ist die, im 15. Jahrhundert zur Wehrkirche ausgebaute Kirche sehr sehenswert.
Auf der Südseite des Doms lädt dann der Gasthof Sandwirt dazu ein, sich unter einem schattigen Dach aus wildem Wein mit raffinierter aber bodenständiger Küche verwöhnen zu lassen.
Zurück nach Klagenfurt über St. Georgen am Sandhof
Zurück nach Klagenfurter fahren wir dann rund um den Maria Saaler Berg auf einer schattigen und wenig befahrenen Landstraße. Genießt nochmals den Blick zurück über die Hügel Mittelkärntens bis hin zum Magdalensberg und fahrt dann ab nach St. Georgen am Sandhof. Hier findet ihr mit dem Schlosshotel St. Georgen eine ehemalige Komturei des Deutschritter-Ordens (heute ein Hotel) und das weithin geschätzte Gasthaus Lutschounigg.
Hinter dem Airport Klagenfurt vorbei gelangen wir dann über den Radweg entlang der St. Veiter Straße in die Klagenfurt Innenstadt. Den Abschluss unserer Tour durch die Zeit bildet der Goethepark, sozusagen die Kunstinsel der Landeshauptstadt.
Kunstfans aufgepasst: Nur wenige Schritte voneinander entfernt befindet sich das Architektur Haus Kärnten, das Künstlerhaus und die Alpen-Adria-Galerie. Besucht die wechselnden Ausstellungen zeitgenössischer Kunst und Architektur.
Die Zeitreise für Zwischendurch
Klagenfurt am Wörthersee ist der perfekte Ausgangspunkt für eine kleine Runde durch die Jahrhunderte. Egal ob rein nur mit der eigenen Muskelkraft oder etwas Unterstützung aus dem E-Bike-Akku: Im Umkreis der Hauptstadt des Südens gibt es viele historische Schauplätze zu entdecken, Abenteuer zu erleben und regionale Köstlichkeiten zu genießen. Und das alles in relativ kurzer Zeit und nicht weit von der pulsierenden Innenstadt entfernt.