Der Countdown läuft. Nur noch ein Jahr, genau am 14. Dezember 2025, dann soll mit Inbetriebnahme des Tunnels endlich die Koralmbahn zwischen Klagenfurt und Graz Fahrt aufnehmen. Unter dem Koralpen-Massiv durchzufahren bringt eine deutliche Zeitersparnis. Die Fahrzeit verkürzt von einer Stadt in die andere auf weniger als ein Drittel der bisherigen Dauer. Viele Erwartungen hängen an dem Projekt, teils ruft es auch Skepsis hervor.
Die veränderten Erreichbarkeiten werden die Entwicklungen im Steirischen und Kärntner Zentralraum jedenfalls maßgeblich beeinflussen. Die „Area Süd“ – so haben die Wirtschaftskammern Steiermark und Kärnten den neuen Wirtschaftsraum getauft – ist nach Wien der zweitgrößte Ballungsraum Österreichs mit 1,8 Millionen Menschen, 120.000 Unternehmen und 620.000 Beschäftigten.
Da fragt man sich natürlich: Welche Folgen hat das für Klagenfurt, für das tägliche Leben der Klagenfurter, für die erweiterte Region? Eine Orientierung geben da vielleicht die Zahlen, Daten und Fakten, die bisher zur Koralmbahn kommuniziert wurden und die wir für diesen Text zusammengetragen haben.
An ihnen ist ersichtlich: Es gibt viele Ebenen, auf die sich neue Bahnverbindung auswirken wird. Fix ist, die Koralmbahn wird jeden Einzelnen von uns in unserem alltäglichen Leben beeinflussen, auf die eine oder andere Weise.
Schnellzug zwischen Klagenfurt & Graz
Der 33 Kilometer lange Koralmtunnel ist das Herzstück der Koralmbahn, die im Endausbau rund 130 Kilometer lang sein wird, inklusive 47 Tunnelkilometern, über 100 Brücken sowie 23 Haltepunkten. Die Inbetriebnahme ist für den Fahrplanwechsel 2025 geplant. Die Reisezeit zwischen Graz und Klagenfurt beträgt dann rund 45 Minuten (im Vergleich zu zuvor knapp drei Stunden).
Von Klagenfurt nach Wien wird man nach der Inbetriebnahme nur noch 3,5 Stunden unterwegs sein. Noch besser wird’s nach Fertigstellung des Semmering-Basistunnel, die 2030 folgen soll. Ab dann reist man per Bahn von Klagenfurt nach Wien nur noch 2 Stunden 40 Minuten.
Neuer Link zwischen Nord- und Südeuropa
Der Weg zwischen Nord- und Südeuropa wird für Menschen wie für den Warenverkehr seit jeher von den Alpen erschwert, die mitten im Kontinent eine Gebirgsbarriere darstellen. Möglichst komfortable Wege durch das Gebirge hindurch sind daher immens wichtig. Entlang dieser Verkehrsrouten konnten sich immer schon prosperierende Regionen entwickeln.
Der Koralmtunnel bildet zusammen mit dem Semmeringtunnel (Fertigstellung vmtl. 2030) eine neue und zugleich die östlichste Transitverkehrsachse in den Alpen. Sie sind ein wesentlicher Teil des Bahnkorridors zwischen dem Baltikum und der Adria und reicht von Danzig in Polen bis ins italienische Bologna.
Damit entsteht eine neue Verkehrs-Hauptschlagader im transeuropäischen Verkehrsnetz. Und Klagenfurt liegt direkt an ihr. Ein sehr günstiger Standort also für alle Unternehmen, die auf Bahninfrastruktur angewiesen sind.
Graz und Klagenfurt rücken näher zusammen
Derzeit ist eine Bahnfahrt von Klagenfurt nach Graz unattraktiv, da sie fast drei Stunden in Anspruch nimmt. Mit dem Auto sind es immerhin auch noch 1,5 Stunden. Mit der Koralmbahn wird man binnen einer dreiviertel Stunde von einem Stadtzentrum ins andere gelangen können.
Egal ob für Job, Studium, eine Weiterbildung, einen Shoppingtrip oder einen Tag am See: Der Weg zwischen Klagenfurt und Graz wird beiderseits sehr überschaubar und easy zu überwinden.
Pendeln wird denk- und machbar
Laut dieser Studie von Joanneum Research und dem Institut für Wirtschafts- und Standortentwicklung wird sich dank Koralmbahn der Suchradius für Beschäftigte beiderseits der Tunnelportale erheblich ausdehnen. Es wird möglich sein, neue Arbeitsplätze in derzeit nicht in der Tagespendlerdistanz liegenden Regionen aufzunehmen.
Laut Studie werden deutlich mehr Menschen aus der Steiermark wie aus Kärnten mit dem Zug zum Job pendeln, der Anstieg im Vergleich zu heute wird auf ein Plus von 35 Prozent geschätzt.
Vor allem die wirtschaftsstarken Ballungsräume Graz und Klagenfurt werden von dem Pendlerzuwachs profitieren können, aber wohl auch die Orte, die entlang der Strecke liegen von der Koralmbahn angefahren werden. Laut Erfahrungswerten führt im Durchschnitt allein das Vorhandensein eines Bahnhofs zu einem dreiprozentigen Bevölkerungswachstum in dem Ort.
Höhere Zug-Taktung
Derzeit sind rund 160 Züge, die Hälfte davon Güterzüge, täglich zwischen Klagenfurt, Villach und Fürnitz unterwegs. Mit der Eröffnung der Koralmbahn könnte sich ihre Zahl vervierfachen.
Das heißt einerseits eine hohe und komfortable Taktzahl, was das Reisen bzw. den Warentransport mit dem klimaschonenden Verkehrsmittel Bahn attraktivieren wird. Andererseits wohl auch eine entsprechend größere Lärm-Belastung entlang der Trasse durch Güterzüge.
Studentenaustausch in beide Seiten
Auch der Pendelradius für alle, die in Aus- oder Weiterbildung sind, wird sich durch die Koralmbahn erweitern. In dieser Studie des Regionalmanagements Steirischer Zentralraum wird geschätzt, dass bis zu 2.500 Studierende aus Kärnten bzw. bis zu 250 Studierende aus der Steiermark die Koralmbahn für den Besuch der Ausbildungsstandorte im jeweils anderen Bundesland nutzen könnten. Die Universitäten und Fachhochschulen auf beiden Seiten der Koralm müssen sich darauf einstellen.
Freizeit-Regionen wachsen zusammen
Die Weinstraßen in der Südsteiermark und die Seenregion in Unterkärnten mit Klopeiner-, Turner- und Wörthersee liegen mit Inbetriebnahme der Koralmbahn sozusagen in direkter Nachbarschaft. Wein und See gibt’s künftig im Duett.
Das steigert den Freizeitwert der Region für alle, die in ihr wohnen und zieht neue touristische Potenziale nach sich. Zudem werden Tagesausflüge in die Landeshauptstädte Graz und Klagenfurt – zum Shoppen oder für Kulturerlebnisse – bald zur Normalität für alle gehören, die entlang der neuen Bahntrasse leben.
Der Zug in die Zukunft
Die Koralmbahn, eine 130 Kilometer lange Bahnstrecke von Graz nach Klagenfurt, soll binnen Jahresfrist – also Ende 2025 – offiziell ihren Betrieb aufnehmen. Sie bildet einen integralen Bestandteil der neuen Südstrecke und spielt eine bedeutende Rolle im Baltisch-Adriatischen Korridor, der wichtige Häfen in Nord- und Südeuropa miteinander verbindet.
Die Koralmbahn stellt eine entscheidende Verbesserung der Infrastruktur für den Wirtschaftsstandort Südösterreich dar. Die Fahrzeit zwischen Graz und Klagenfurt wird von derzeit knapp drei Stunden auf lediglich 45 Minuten verkürzt.
Die Folgewirkungen dieser neuen Hochleistungs-Bahntrasse für den Wirtschaftsstandort – sprich: Pendler, Touristen, Unternehmen und die Städte und Orte entlang der Strecke – sind vielfältig und sorgen für eine eklatant verbesserte Anbindung von Österreichs Süden an den internationalen Personen- und Güterverkehr.
Und nach und nach wird die Koralmbahn wohl auch Klagenfurt nachhaltig verändern. Wie genau? Wir bleiben dran und sammeln laufend aussagekräftige Zahlen.