Und auch wenn man solche nostalgischen Momente nicht ersetzen kann und auch nicht einfach wieder auferstehen lassen – neue Institutionen und andere Ideen haben ihren Platz eingenommen und Klagenfurt ist schöner und lebenswerter denn je!
Schwelgt mit uns in Erinnerungen bei sieben Besonderheiten, die wir an Klagenfurt “anno dazumal” vermissen und erfahrt gleichzeitig, was die Stadt jetzt zu bieten hat.
1. Lendwurm
Die gute alte “Lendwurm” – so hieß das Elektro-Schiff, das vor allem in den 1990er Jahren in den Sommermonaten den Lendhafen mit der Wörthersee Ostbucht verbunden hat. Bei Gästen und Einheimischen gleichermaßen beliebt, war diese malerische Fahrt unter den Brücken und zwischen den sattgrünen Bäumen hindurch zumindest einmal im Jahr Pflicht.
Dreimal täglich wurden die insgesamt sechs Haltestellen angefahren und so wurde das stetige “Zusammenwachsen” von Stadt und See beschleunigt.
Nachdem nun einige Jahre kein Schiffsbetrieb im Lendkanal gegeben war, ist nun eine Revitalisierung dieser Lebensader geplant. Neben der bereits begonnen Schaffung von mehr Rastplätzen direkt am und Zugängen zum Wasser entlang des Kanals, soll auch ein passendes Schiff dafür sorgen, dass diese wichtige Achse unserer Stadt wieder neu belebt werden kann.
2023 soll es dann soweit sein, ein neues elektrobetriebenes Schiff soll mit mindestens 50 Passagiere sanft durch die Fluten gleiten, neu gestaltete Anlegestellen sollen nebenbei als Aufenthaltszonen am Wasser dienen und Stadt und See auf ein Neues ganz nah zusammenwachsen!
2. Beachvolleyball Grand Slam
Das erste Mal wurde 1996 in der Ostbucht des Wörthersees gebaggert und gefeiert. Das Beachvolleyball Turnier in Klagenfurt wuchs Jahr für Jahr und aus einer bescheidenen Sportveranstaltung wurde die größte und ausgelassenste Party des Jahres – nebst internationalem Top-Sport.
Die gute Stimmung sprach sich rasch herum und so wurde die Lindwurmstadt Austragungsort des FIVB Grand Slams und zweier Europameisterschaften.
Im Jahr 2017 übersiedelte der Beachvolleyball-Tross dann nach Wien, wo seitdem die Donauinsel gerockt wird, 180.000 Zuseher inklusive. Ein bisschen jünger als das Beachvolleyball Turnier ist in Klagenfurt der IRONMAN-Kärnten Klagenfurt.
3. Kinogeschichte in den Kammerlichtspielen
Die “Adlergasse” im Klagenfurter Kardinalviertel erinnert an das Hotel “Schwarzer Adler” in dem 1942, mitten im Krieg also, die Kammerlichtspiele eröffnet wurden. Von 1945 bis 1955 wurde unter dem Namen “Globe-Cinema” ein britisches Militärkino betrieben.
Ein modernes Lichtspielhaus wurde in den 80er Jahren daraus und bis ins Jahr 2001 waren die Kammerlichtspiele ein Kino im Herzen der Stadt.
Danach standen die Räumlichkeiten sieben Jahre lang leer, bis schließlich, passend zur Geschichte des Ortes, ein Jazzclub seine Pforten öffnete. Nach und nach wurde mehr als “nur” ein Jazzclub daraus, Theater, Kabarett und Tanzaufführungen finden hier gleichermaßen Platz.
Was für ein wunderbar lebendiger und kultureller Ort dank dieser Wiederauferstehung hier entstanden ist.
4. Die “Rote Lasche”
Im Lendhafen trieb sich immer schon Künstlervolk herum. Oben an der Kreuzung Villacherstraße/Villacher Ring bestand von 1981 bis 1995 das vegetarische Restaurant “Gourmet zur Roten Lasche zum Gepäcksträger mit Zündschnur”. Der Einfachheit halber “Rote Lasche” genannt.
Hier gingen Feinschmecker und Künstler ein und aus, ließen sich auf Haubenniveau verköstigen und tranken auch mal einen über den Durst. Legendäre Gestalten wie der kontroverse Künstler Viktor Rogy drückten dem Lokal ihren Stempel auf.
Nachdem sich zwischendurch von alternativen Kneipen bis Frühstückscafé allerlei Nachnutzungen abwechselten, ist nun mit dem “Wohnzimmer” eine chillige Cocktailbar dort heimisch. Immer noch kann man hervorragend über Kunst reden und einen über den Durst trinken. 😉
Mittlerweile ist das Etablissement zu einer der beliebtesten Bars der Stadt avanciert. Nicht nur die Klassiker werden hier kredenzt, sondern auch regelmäßig aufregende Eigenkreationen, zum Beispiel mit scharfer Sauce, serviert.
5. Fußball Architektur & kleine Klagenfurter Dramen
Klagenfurt und seine Fußballstadien, das ist eine ganz besondere Geschichte. Das alte Wörtherseestadion aus dem Jahre 1960 war die Heimat der Klagenfurter Austria und später des FC Kärnten, die beide von wechselndem sportlichen sowie wirtschaftlichem Glück gezeichnet waren.
Die in die Jahre gekommene Arena diente bis ins Jahr 2005 als Treffpunkt der sportbegeisterten Szene der Stadt. Das langgezogene Oval mit den niedrigen Tribünen und der imposanten Laufbahn punktete damals schon vor allem mit dem Blick nach Süden in die Berge.
Der neue Sportpark wurde für die Europameisterschaft 2008 erbaut und wird weithin als eines der schönsten Stadien weit und breit anerkannt.
Streitigkeiten um den Umfang des Bauvorhabens sowie die Dimension des geplanten Rückbaus spalteten Stadt und Land genauso wie das Ach und Weh der Klagenfurter Vereine und vor allem das spektakuläre Kunstwerk “For Forest”, das 2019 im Stadion stattfand. Fast zwei Monate lang war auf dem Rasen ein Mischwald ausgestellt und von insgesamt über 200.000 Besuchern bewundert.
6. Die Woche der Begegnung
“Es gibt schlechtere Programme” – zu diesem enthusiastischen Lob ließ sich im Jahre 1973 die Wochenzeitung “Die Zeit” hinreißen, als es um die vierte Klagenfurter Woche der Begegnung ging.
Ein breites Kulturprogramm quer durch die ganze Stadt, durch alle Genres und Kunstgattungen – das war die Woche der Begegnung, die immerhin über 20 Mal stattfinden durfte, bevor sie Mitte der 90er Jahre aus Kostengründen eingestampft wurde.
Es dauerte bis ins Jahr 2020, dass die vielen Bemühungen aus allen Bevölkerungsschichten fruchteten und eine Nachfolgeveranstaltung aus der Taufe gehoben werden konnte: Das Klagenfurt Festival!
Ganz nach dem Vorbild des Originals sind die Spielorte über die ganze Stadt verteilt, Musik, Literatur und Theater finden gleichberechtigt Platz und neben heimischer Kultur sind jede Menge internationale Stars in Klagenfurt zu Gast. Das lange Warten hat sich gelohnt!
7. Straßenbahn fahren
Für das Selbstbild als urbaner Raum war es ein herber Schlag, als im Jahre 1963 die Straßenbahn in Klagenfurt eingestellt wurde. Was 1891 als Pferdestraßenbahn begann, war über viele Jahrzehnte in Kärnten einzigartig und ein beliebtes Erfolgsmodell unter den öffentlichen Verkehrsmitteln.
1911 wurde der Betrieb elektrifiziert und so mancher Nostalgiker sah schon damals den Untergang des Abendlandes heraufdräuen.
In den 60er Jahren war es dann vorbei mit der Bim, das Zeitalter der Dieselbusse brach an und die flexiblen Brummis prägen bis heute das Stadtbild mit. Aber nicht mehr lange! Ein weiterer Paradigmenwechsel hat mit der Einführung der ersten Elektrobusse bereits begonnen.
Wie anno dazumal die Pferde, werden jetzt die Dieselaggregate durch eine elektrische Version ihrer selbst ersetzt. Die geräuschärmeren modernen Fahrzeuge sorgen zukünftig für noch bessere Luft in der City und bringen die Fahrgäste in praktischen 10 Minuten Intervallen zum See oder in die Vorstadt.
Wer sich trotzdem nach den alten Zeiten sehnt, der kann das Tramwaymuseum an der Lend besuchen oder sich in einem der Oldtimerbusse der Nostalgiebahnen-Gesellschaft mal richtig durchrütteln lassen.
Klagenfurt wie es früher einmal war
Wir haben einige wenige der vielen Besonderheiten Klagenfurts herausgepickt, denen wir ein kleines bisschen nachtrauern… aber wie ihr lesen könnt, darf man sich mit modernen Lösungen und so mancher Neuauflage von Bewährtem auch heutzutage trösten.