2023 feierte der Benediktinermarkt sein 75-jähriges Bestehen. Obwohl die Geschichte von Klagenfurt maßgeblich vom Markt mitprägt wurde, fixierte man erst nach dem Zweiten Weltkrieg den Benediktinerplatz als zentralen Markt-Standort. Das sollte sich als gute Wahl erweisen. Bis heute ist der Benediktinermarkt Klagenfurt der Bauch der Stadt, mit einer riesigen Auswahl an hochwertigen Produkten aus dem gesamten Alpen-Adria-Raum, mit vielfältigem Gastronomie-Angebot, gemütlicher Atmosphäre sowie der Gelegenheit auf einen Plausch mit den Marktfierant*innen oder ein Treffen mit Freund*innen und Bekannten.
Historisches Marktwesen in Klagenfurt
Das Marktwesen hat in Klagenfurt eine lange und bewegte Geschichte: Laut Historikern dürfte die erste Verleihung des Marktrechts im späten 12. Jahrhundert erfolgt sein. Im Laufe der Jahrhunderte waren verschiedene Märkte im Gebiet der Innenstadt verteilt.
Händler aus der Region verkauften ihre Waren auf dem Alten und Neuen Platz. Der heutige Dr.-Arthur-Lemisch-Platz war einst der Obstplatz, an dem Früchte zum Kauf angeboten wurden. Und der Fleischmarkt zeugt namentlich noch heute von seiner einstigen Nutzung als Verkaufsort von Fleisch- und Wurstwaren.
Eröffnung Benediktinermarkt
Nach dem Zweiten Weltkrieg einigte man sich schließlich auf einen zentral gelegenen Markt-Ort mitten in der Stadt: Den Benediktinermarkt, wo donnerstags und samstags ein großer Wochenmarkt stattfinden sollte. Mitte 1948 schließlich wurde der Benediktinermarkt mit einer Verkaufshalle für zwölf Lokale und einer Flugdachhalle eröffnet.
In diesen nun mehr als 75 Jahren wurde aus dem einstigen Bauernmarkt ein facettenreicher Markt der grenzüberschreitenden Genüsse und Produkte. Weit über 100 Händler aus der Alpen-Adria-Region bieten hier ihre Produkte an. Sogar Händler aus Ungarn, Griechenland und den Niederlanden finden regelmäßig den Weg zum Steinernen Fischer – einer Figur, die der Legende nach bereit war, zu Stein zu werden, wenn er seine zum Verkauf angebotenen Fische falsch gewogen hätte. Diese Legende dient als Erinnerung an die Händler, stets Ehrlichkeit beim Handel walten zu lassen.
Geschichten vom Markt in Klagenfurt
Ob der Fischer jemals wirklich gelebt hat oder nur als Symbol zu verstehen ist, liegt im Dunkel der Vergangenheit. Doch schon die wechselvolle Geschichte seiner Statue ist ein spannendes Kapitel in Sachen „Markt Klagenfurt“. Genauso wie eine umtriebige Marktfrau aus der Zeit der Jahrhundertwende, die weit über ihre eigene Lebensspanne hinaus ein Begriff für die Klagenfurter*innen geblieben ist. Diese beiden Markt-Geschichten wollen wir Euch hier nicht vorenthalten.
Steinerner Fischer
Der leider schon verstorbene Stadthistoriker Reinhold Gasper hat sich in seinem Buch „Klagenfurter Geschichte & Geschichten, Band 2“ (erschienen bei Hermagoras) ausführlich mit dem Steinernen Fischer beschäftigt. Der Historiker kam darin zum Schluss, dass er aufgrund fehlender Symbole wie Angel oder Netz eigentlich nicht ein Fischer, sondern ein bäuerlicher Fischhändler darstellt.
Die Statue des Steinernen Fischer entstand im Jahre 1606, aus Kreuzbergl-Chloritschiefer, ihr Schöpfer ist nicht namentlich bekannt. Die Inschrift auf der Bodenplatte „So lang will ich da bleiben stahn pis mier meine Füsch und Krebs abgan“.
Der Steinerne Fischer gilt bis heute Beweis dafür, dass es in Klagenfurt einen eigenen und sehr lebendigten Fischmarkt gab. Offenbar, so Gasper, wurde viel Fisch und auch Krebs (damals als Arme-Leute-Kost verrufen) gegessen. Aus dem Jahr 1640 gibt es noch eine Liste der Preise, zu denen die Fische am Markt verkauft werden durften. Auf ihr sind sogar Sumpfschildkröten als Verkaufsware angegeben.
Der Fischmarkt wurde oft verlegt, entsprechend hatte auch die Figur des Steinernen Fischers schon unterschiedliche Standorte: Laut Gasper stand er schon am Theaterplatz, im Landhaushof, am Heiligengeistplatz und bis 1988 im Rathaushof. Seit 1988 steht das restaurierte Denkmal auf dem Benediktinerplatz.
Die Ratsch Thresl
Theresia Kuttnig kam in St. Ruprecht zur Welt und machte sich im Jahr 1881, mit 40 Jahren, als Marktfahrerin mit Obst und Gemüse selbständig, sie hatte ihren Stand am Alten Platz. Als solche wurde sie zu einer stadtbekannten Figur in Klagenfurt. Bald erhielt sie ihren Spitznamen „Ratsch Thresl“, weil man sie lauthals über den Marktplatz auch lachen und palavern hören konnte. Ihr Stand etablierte sich schnell zu einer Art Nachrichtenzentrum der Stadt, daneben auch als geeigneter Ort für Arbeits-, Hilfeleistungs- und Ehevermittlung.
Ohne Altersvorsorge musste die Thresl bis ins hohe Alter arbeiten. Als sie erkrankte, verarmte sie und war auf Hilfe von Freunden angewiesen. Ihr Begräbnis wurde letztlich von der damaligen „Beerdigungsanstalt Pietät“ kostenlos übernommen.
Die Zeitung „Freie Stimmen“ schreibt anlässlich ihres Todes im Jahr 1912: „Der Name Ratschtresl, unter dem sie seit Jahrzehnten jedes Kind in Stadt und Umgebung kannte, war ihr nicht im bösen Sinne des Wortes gegeben worden, denn sie besaß ein gutes Herz und nahm sich in ihren besseren Zeiten oft auch fremder Not hilfsbereit an.“ Laut dem Nachruf stellte sie „eine Art lebendige Stadtchronik dar, mit der man sich allgemein und gerne in einen Spaß einließ.“
Das Haus, in dem die Thresl wohnte, steht bis heute im Lendhafen (neben Hafenstadt Urban Area) und verfällt zusehends. Um eine Einigung über eine etwaige Restaurierung oder einen Abriss des „Thresl-Hofs“ wird bis heute gerungen. Genauso wie um die bereits vorhandene Büste der bekannten Marktfrau, für die seit vielen Jahren ein geeigneter Ort gesucht wird.
Gelebte Geschichte am Markt
Wer an den Markttagen Donnerstag und Samstag sowie beim Biomarkt am Freitag über den Benediktinerplatz geht, bemerkt recht schnell: Man muss gar nicht die Geschichte Klagenfurts bemühen, um am Markt echte Originale ausfindig zu machen. Noch heute stechen einzelne Marktfierant*innen durch ihre unvergleichliche Authentizität hervor. Und durch ihre hochwertigen Produkte sowieso, wie in unseren Blogbeiträgen hier oder hier nachzulesen ist.
Kurz gefasst: Am Benediktinerplatz wird die lange Geschichte des Marktes in Klagenfurt weitergeschrieben. Und das ist gut so!