Warum Platzteller und Eiswürfellöffel absolute Must-Haves für den Haushalt sind und wo Millimeterarbeit gefragt ist, hat uns Interieur- und Event-Expertin Brigitte Truppe-Bürger in ihrem Workshop „Stilsicher am Tisch“ im Rahmen der Tage der Alpen-Adria Küche 2021 verraten. Auch 2022 wird der Workshop wieder angeboten. Hier geht es zum Programm.
Restaurant-Ambiente zu Hause
Vor allem seit Beginn der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Lockdowns hat die Tischkultur in den eigenen vier Wänden wieder mehr Wichtigkeit erlangt. Zu Hause kochen, Gäste verwöhnen und es sich gut gehen lassen – viele haben die Zeit daheim genutzt, zu renovieren, Ordnung zu schaffen und auch in der Küche zu experimentieren. Und die schönen Kreationen der eigenen Kochkünste mögen doch stilvoll präsentiert werden, oder?
Ein sorgfältig gedeckter Tisch ist das Highlight für eure Gäste und schafft einen würdigen Rahmen für euer selbst gekochtes Menü. „Der heutige Gast wünscht sich nicht nur eine gepflegte Atmosphäre, die sich in geschmackvoller Inneneinrichtung widerspiegelt, sondern auch einen schön gedeckten Tisch“, weiß Brigitte Truppe-Bürger von der Eventagentur Perfect. Tischkultur ist also kein Selbstzweck, sie ist wichtig für das Wohlbefinden der Gäste – und das sowohl im privaten, als auch im geschäftlichen Rahmen. Eine Harmonie von Farben und Formen versetzt den Gast in gute Stimmung.
Der Anlass macht‘s!
Je nach Anlass und Tageszeit kann man jeden Tisch individuell schön gestalten. Mit dem richtigen Besteck und Porzellan und passenden Deko-Elementen sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt. Wichtig ist eine Übereinstimmung von Farben und Formen: Das erzeugt beim Gast, wenn auch oft unterbewusst, ein Gefühl von Ruhe und Harmonie. Eine Grundvoraussetzung, um dann auch Speisen und Getränke genießen zu können – in hektischer Umgebung oder einer chaotischen Tisch-Situation tendiert man eher dazu, das Essen schnell hinter sich zu bringen. Je exakter die Anordnung der Besteckteile und Gläser und je gleichmäßiger die Abstände zwischen den Gedecken, desto harmonischer ist der Tisch – das wirkt sich auch auf den Gesamteindruck des Raumes aus.
Unverzichtbares Must-Have: Der Platzteller
Das Eindecken beginnt immer mit dem Platzteller. Von diesem wird nicht gegessen – er dient als „Platzhalter“ für die folgenden Gänge. Steht der Platzteller auf einem Tischset, sollte dieses drei Zentimeter über der Tischkante liegen. „Wer keine Platzteller zu Hause hat, sollte sich unbedingt welche zulegen“, weiß auch Brigitte Truppe-Brüger. Und ja, der Unterschied, ob mit oder ohne Platzteller gedeckt wurde, spricht Bände. Der Platzteller lässt das Gedeck nicht nur hochwertiger wirken, sondern sorgt auch nach dem Abservieren für Ordnung. Er sollte mindestens zwei Zentimeter größer sein als die Teller für die nachfolgenden Gänge. Auf den Platzteller folgt der Fleisch- bzw. Menüteller, Vorspeisen- oder Suppenteller stehen dabei auf dem Teller für den Hauptgang.
Tisch-Werkzeug: Das Besteck
Das Auflegen der Gedecke hängt immer von der Art der Mahlzeit und der Speisenabfolge ab. Einige Regeln gelten aber immer: Das Besteck wird, egal in welcher Größe, in der Reihenfolge Messer – Gabel – Löffel aufgedeckt. Es wird von innen nach außen, das heißt von der Hauptspeise bis zur Vorspeise gedeckt. Bei Spaghetti-Gerichten gibt‘s aber eine Ausnahme: Die großen Löffel werden links, die Gabeln rechts vom Teller platziert. Dann können die Nudeln ganz einfach mit der rechten Hand im Löffel aufgerollt werden.
Das Dessertbesteck wird oberhalb des Standtellers oder der Serviette gedeckt, zum Abschluss wird auf der linken Seite ein Brotteller mit einem Buttermesser platziert. Messer können dabei in Reih und Glied liegen, bei den Gabeln schafft man Höhen und Tiefen – platziert werden sie also hoch und nieder. Lehrbuchmäßig sieht es aus, wenn das untere Ende ihrer Zinken gleichauf mit den oberen Zinken der beiden äußeren Gabeln liegt.
Tipp: Das Messerbänkchen! Ein Messerbänkchen dient dazu, das benutzte Essbesteck abzulegen, um den Teller frei zu haben und den Tisch, das Tischtuch, das Tischset oder andere Unterlagen nicht schmutzig zu machen. Alternativ kann man einen kleinen Teller zum Ablegen des benutzten Bestecks auf dem Tisch platzieren.
Wein, Bier, Prosecco & Co.: Gläserkunde
Ob Pressglas, Kristallglas oder Bleikristallglas, ob mit Ornamenten oder ganz puristisch – Gläser geben, in welcher Form auch immer, den Ton am Tisch an. Sie prägen die vorherrschende Linie – dabei ist es ganz gleich, ob man sich für einen rustikalen, eleganten oder locker-verspielten Stil entscheidet.
Das größte Glas ist dabei das Richtglas und wird als erstes aufgestellt. Es steht ca. einen Zentimeter oberhalb der Spitze des Messers für den Hauptgang. Nach diesem Glas (meistens ein Rot- oder Weißweinglas) werden die übrigen Gläser ausgerichtet. Etwas weiter rechts und näher zum Gast hin hat das Wasserglas seinen Platz. Ein Bierglas würde dazwischen seinen Platz finden.
Für alle Gläser gilt: Pflege ist das A und O! Nicht zu heiß im Geschirrspüler waschen (maximal 40 Grad Celsius) und immer abtrocknen und nachpolieren – so hat man sehr lange Freude daran und verhindert Verfärbungen und Kalkflecken. Wird der Tisch für ein Lunch gedeckt, findet auch das Kaffee-Geschirr seinen Platz auf die Tafel.
Darf’s noch ein Schluck sein?
Wer Wein oder Champagner servieren möchte, sollte sich einen Flaschenkühler für den Tisch zulegen. Auch dieser kann Teil des Tischgedecks sein. Eingeschenkt wird immer von rechts, Bier wird nicht bei Tisch eingeschenkt, sondern mit perfekter Schaumkrone serviert. Wer Eiswürfel zur Kühlung verwendet, sollte beim nächsten Shopping-Trip Ausschau nach einem Eiswürfellöffel halten – eine stylische Alternative zur klassischen Zange, dank der überschüssiges Wasser ganz einfach abtropfen kann.
Last but not least: Servietten
Meistens finden die Servietten ihren Platz auf dem obenstehenden Teller. Besonders edel wirken Stoffservietten, wenn sie mit einem Serviettenring zusammengerollt platziert werden. Steht der erste Gang schon bereit, werden sie links neben die linke Besteckreihe oder auf den Brotteller gelegt. Alternativ zu Stoffservietten gibt es auch hochwertige Papierservietten, die denen aus Stoff zum Verwechseln ähnlichsehen. Für besonders festliche Anlässe dürfen es aber immer die Stoffservietten sein, für ein gemütliches Lunch sind Servietten aus Papier eine gute Wahl.
Rahmen für die Tafel: Die Deko
Der Tischschmuck sollte entsprechend dem Anlass ausgewählt werden. Dabei macht es einen Unterschied, ob ich Geschäftspartner zum Mittagessen, meine Familie zum Sonntagsbraten oder die Mädelsrunde zur Dinnerparty einlade. Wichtig ist, dass alles zusammen nicht überladen wirkt oder die freie Bewegung am Esstisch oder gar die Gesprächskultur gestört wird – Blumen oder Kerzen sollten also nicht auf Höhe des Gesichts platziert werden. Wie auch bei Besteck, Gläsern und Co. rät der Profi dazu, Höhen und Tiefen zu schaffen. Unterschiedlich hohe Kerzenständer und Vasen lockern den Tisch-Look auf. Tischdecken sind für Festtafeln immer eine gute Wahl, sind heutzutage aber absolut kein Muss mehr. Für ein Herbst-Dinner eigenen sich satte Farben wie Dunkelrot oder Dunkelgrün und Kombination mit Gold oder Silber (darf auch gerne gemischt werden!). Für das Lunch beim Businesstermin dürfen es leichtere Farben wie weiß, beige oder zartes Rosa sowie pastelliges Grün sein.
Weil das Auge mitisst
Brigitte Truppe-Bürger weiß: „Es sind die vielen kleinen Details, die einen perfekten Gastgeber ausmachen.“ Wer ein paar kleine Tricks und wichtige Kniffe beachtet, wird sowohl beim Decken der Fest-, als auch der Businesstafel brillieren. Wer dem Event die Krone aufsetzen möchte, der platziert ein handgeschriebenes Menü auf dem Tisch. Eines vorweg: Dekorieren und decken kann richtig Spaß machen und ist eine perfekte Möglichkeit, sich nicht nur in Pfannen und Töpfen kreativ auszuleben, sondern auch bei Tisch. Viel Freude beim Umsetzen zu Hause!