Wilde Tiere in der Landeshauptstadt Klagenfurt
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Urban Jungle – Tiersymbolik in Klagenfurt

Wilde Tiere in der Landeshauptstadt? Jede Menge! Kommen Sie mit auf Foto-Safari! Wir begegnen einer stattlichen Anzahl von furchterregenden Löwen, einige Bären treiben sich herum – aber auch friedlichere Geschöpfe wie Federvieh, Schaf und Ross bereichern die Szene. Die Rede ist natürlich nicht von Getier „in echt“, wie meine Kinder zu sagen pflegten, sondern von den Motiven, die in historischen Skulpturen und Bauwerken in Klagenfurt verewigt sind. Viel Vergnügen beim Aufspüren.

Im mittelalterlichen Klagenfurt fand man die Häuser – wie in allen Städten damals – nicht nach Nummern. Sie trugen Namen, um den Menschen, die damals ja nicht so selbstverständlich des Lesens mächtig waren, die Orientierung zu erleichtern. Die Vorstellungswelt war eine bunte: nach einem besonderen Merkmal, das konnte ein Brunnen oder ein markanter Baum sein, hieß das Haus vielleicht „Zur Linde“ oder „Zu den drei Eichen“.

Man nannte ein Haus nach seiner Farbe „Rotes Haus“ oder „Weißes Haus“ – oder es hieß nach dem Handwerk, das in ihm ausgeübt wurde, „Zum Amboss“, „Zum Zirkel“. Oft waren auffällige Blickfänge wie gemalte Schilder, Reliefs oder Fresken als Erkennungszeichen an Gebäuden angebracht. Auch biblische Themen, Märchen- und Sagenmotive, vor allem aber die Tierwelt dienten der Identifikation der Häuser.

Goldene Gans und Weißes Ross

Kaiser Friedrich III. schenkte „unsern getrewen lieben unsern burgern zu Clagenfurt unser haws am platz bey der burg“ (Urkunde aus 1489) das Haus zur Goldenen Gans, die vermutlich älteste Bausubstanz der Stadt an der westlichen Stirnseite vom Alten Platz. Die Stilelemente aus dem 16. Jahrhundert erinnert an eine italienische Renaissance-Villa, schlichte Fassade, Rustika-Portal, Arkadenhof. In der geräumigen Anlage bilden ein Café und attraktive Geschäfte urbane Anziehungspunkte.

Goldene Gans, Alter Platz, Tiere in der Stadt, 9020 Klagenfurt am Wörthersee, Sehenswürdigkeiten
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Das jahrhundertealte namensgebende Hauszeichen kann von seiner lichten Höhe auf turbulente Zeiten zurückblicken: 2016 schraubte ein Unbekannter den Messingvogel klammheimlich ab. Zwei Wochen lang fiel das niemandem auf, dann Riesenaufregung. Gefunden wurde die Gans Wochen später im Gehege des Vereins Kleine Wildtiere in großer Not in der Steiermark, beigelegt war ein Zettel: „Sonst kommt mich der Jäger holen, go vegan Klagenfurt“. Gänseklau mit Humor.

Das Weiße Ross am St. Veiter Ring gegenüber der Justizanstalt gehörte wohl zu den ältesten Traditionsgasthäusern der Landeshauptstadt. Nach einer wechselhaften Pächter-Geschichte soll dem stattlichen Komplex neues Leben eingehaucht werden. Nach Abriss des in der Mondgasse angrenzenden baufälligen Hauses sind die Renovierung der Kernsubstanz aus dem 18. Jahrhundert und ein Neubau angedacht.

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Gut gebrüllt, Löwen!

Die Löwensuche ist eine witzige Idee für den Spaziergang mit Kindern.

Am Dr.-Arthur-Lemisch-Platz steht die Statue des Herzogs Bernhard von Spanheim (um 1180 – 1256). Von Arnulf Pichler 1948 aus weißem Carrara-Marmor gehauen, bewacht er seriös ritterlich seinen Brunnen, unterstützt von naturalistisch zähnefletschenden Löwen, die Valentin Kassin für ein älteres Bernhard-Denkmal aus Bronze 1932 (es wurde 1940 zur Waffenproduktion eingeschmolzen) geschaffen hat.

Der Spanheimer legte das herzogliche Städtedreieck Klagenfurt – St. Veit – Völkermarkt an und galt als einer der wichtigsten Herren Kärntens. Was macht’s da schon, wenn in benachbarten Bundesländern über die Kärntner „Spinnheimer“ und Deppensteiner“ (die Eppensteiner waren auch eine Herzogsfamilie) gewitzelt wird …

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Drei Baby-Löwen, die mehr herzig als gefährlich ihre Mäulchen aufreißen, bewachen bis heute die Stätten der Stadttore in der dazumal mächtigen Befestigungsanlage rund um die Renaissance-Stadt Klagenfurt. Am Stauderplatz 3 (einst Villacher Tor) steht eine Löwen-Vollskulptur auf einem abgeschrägten Sockel, die beiden anderen, am Heuplatz Nr. 18 (St. Veiter Tor) und in der Getreidegasse 3 (Völkermarkter Tor), sind plastische Reliefs.

Gleich mehrere verdutzt bis leicht verzweifelt guckende Löwen wachsen aus dem Wappenstein am Heuplatz (kann man noch motivierter studieren mit einem Eis vom benachbarten Arcobaleno in der Hand). Das Standbild ist eine Kopie, das Original aus 1584 war dem Erzherzog Karl II. gewidmet und stellt die Wappen seiner Untertanen dar: 

Haus Österreich, Haus Habsburg, Burgund, Tirol, Alt Ungarn, Böhmen, Kastilien, Leon, Granada, Aragon, Sizilien, Steiermark, Kärnten, Krain, Görz, Cilli, Windische Mark, Burgau, Pfirt, Schwaben, Elsaß, Kyburg, Österreich ob und Österreich unter der Enns. Uff. Die Kone schaut eh drückend schwer aus.

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Ein mächtiger Bronze-Löwe mit wallender, etwas von Grünspan bewachsener Mähne blickt über dem Kriegerdenkmal des Kärntner Artilleriebundes am Feldmarschall-Konrad-Platz in königlicher Simba-Haltung nachdenklich in die Ferne.

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Am Löwenhaus in der Wiener Gasse Nr. 6 sitzt über jedem Fenster ein goldener Löwenkopf. Sie alle tragen ein Krönchen und schauen eigentlich drein wie skeptische Menschen mit ausufernden Frisuren.

Der Eingang ins Stadthaus am Theaterplatz 3 ist von zwei brav sitzenden Löwen flankiert, sie haben schon ganz glatte Stirnen, weil jedermann versucht ist, ihnen den Kopf zu streicheln …

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Die Löwen-Apotheke in der Villacherstraße weist zumindest den Namen vom fabelhaften Leu auf, seit 1930 kümmert man sich hier löwenstark um die Gesundheit der Klagenfurter.

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Fische, Vögel, Bären

Bären dienten ebenfalls oft als Titel für Apotheken im deutschsprachigen Raum. Der Grund dafür war, dass wilde Tiere wie Bären, Löwen, Hirsche, Adler & Co. Stärke und Vitalität verkörpern und durch das individuelle Symbol auch gut unterscheidbar waren, insbesondere für die Bevölkerung in der Frühen Neuzeit, die – wie wir schon wissen – kaum lesen konnte; in dieser Tradition kriegen auch moderne Arzneimittelhandlungen ihre Namen.

Die Bären-Apotheke in Klagenfurt finden wir in der Rosentalerstrasse 74.

Haus Nr. 3 der Wiesbadener Straße ist ein Bau aus dem 17. Jahrhundert und heißt Bärenlaube. Sein Rundbogenportal trägt aber keinen Bären, sondern die Darstellung Löwe, Greif und – „Maske“. Vielleicht eine Fehldeutung der Kunsthistoriker und doch ein Meister Petz?

In der Nordostecke des Landhaushofs finden wir eine interessante Replik (das Original ist im Landesmuseum für Kärnten sicher verwahrt) eines Marmorreliefs, das einst das Landhaus-Tor zierte. Mit der Fertigstellung des Portals wurde der Bau der repräsentativen Residenz der Stände 1594 abgeschlossen. 

Krönung des herrschaftlichen Entrées bildete das Relief, in seinem Zentrum das Kärntner Wappen, leicht zu erkennen am Herzogshut. Als Wappenhalter fungieren zwei einander symmetrisch zugewandte Greife. Die geflügelten Fabelwesen mit Kopf und Krallen von Adlern und Körpern von Löwen waren dazumal eine Art Logo für Wachsamkeit und Stärke in der Abwehr von Unheil.

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Delphine tummeln sich auch in Klagenfurt im Wasser. Im Bassin des Stadttheater-Parks rangeln zwei steinerne Putten um einen Fisch, ein anderer speit derweil unverdrossen Wasser. Die Skulptur hat 1929 der uns schon bekannte Valentin Kassin kreiert, vielleicht erinnert sich noch wer, dass sie früher in einem Brünnlein auf der kleinen Grünfläche an der Stadtpfarrkirche stand.

Was mich schwer erstaunt hat – die berühmte Figur Der Steinerne Fischer am Benediktinerplatz (ein Mahnmal für die Marktfieranten, richtig abzuwiegen) hat keinen einzigen steinernen Fisch dabei! Er ist es trotzdem wert, ihn einmal bewusst zu betrachten … seit 1606 wartet er auf seine Erlösung, der Arme. Wenn alle, die sich heute einen Vorteil verschaffen, zu Stein erstarren würden …

Last not least – der Lindwurm

Wussten Sie eigentlich, was ein Lindwurm wirklich ist? Ein schauerliches Reptil, so viel ist klar. Zu den richtigen Drachen gehört er aber nicht, zu den Basilisken auch nicht. Ich habe nachgeschaut: Drachen sind in der Regel intelligente höhere Wesen, während Lindwürmer, Wyrme und Wyver eher etwas Bestienhaftes ausstrahlen, ihr dringendster Wunsch ist: Leute fressen.

Sie haben Flügel und eine geschuppte Haut. Der große Unterschied zum Drachen ist, dass der Lindwurm kein Feuer speien kann. Ansonsten sind sich die Heraldiker (und die Fantasy-Nerds) nicht wirklich einig: Ob er Hinterläufe haben darf oder nicht, die Flügel klein oder groß sind, Vogelkopf – ja oder nein… alles ernsthaft umstritten! Schlangenhafter Leib mit langem Schwanz gilt aber als gesichert.

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Lindwürmer sind oft kleiner und damit auch weniger gefährlich als Drachen (find ich nicht so richtig beruhigend). Der Lindwurm ist auf vielen Wappen vertreten und auch in den Namen verschiedener Städte finden sich Silben wie „Lind“. Diese Silben deuten auf eine Drachensage in der Stadtgeschichte.

Jedenfalls ist die Bezeichnung seit dem 9.Jahrhundert bezeugt. Uns geht’s wie dem mittelalterlichen Menschen: da wir die Viecher kaum vor uns sehen werden, bleiben Details ihrer Erscheinungen ganz unserer Vorstellungskraft überlassen.

Ein Lindwurm ganz ungeheuer
Wellicher verprent durchs Feuer
Im Zolfelt sollicher da lag,
Drob Menschen und auch Vich vertzag,
In Wappen fierdt Clagenfurdt Statt,
Davon sie ieren Namen hatt.
(Klagenfurter Schützenbuch, 1608)

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Die Sage, die sich um das Wahrzeichen Klagenfurts rankt, mag auf dem Fund des Schädels eines eiszeitlichen Wollnashorns in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts beruhen. Verewigt wurde das böse Tier, das in den Sümpfen um die Stadt auf seine Opfer lauerte, im so genannten „Kreuzberglschiefer“ – dem hier gern verwendeten grünlichgrauen Chloritschiefer – am Neuen Platz. Der Bildhauer Ulrich Vogelsang erhielt den Auftrag im Jahr 1582, acht Jahre später vollendete sein Bruder Andreas die monumentale Skulptur. Der Herkules wurde dem Wurm erst im 17. Jahrhundert zur Seite gestellt.

viel Spaß bei der Stadtsafari

Vermutlich haben wir längst nicht alle schnatternden, brüllenden, brummenden und schwimmenden Freunde entdeckt, die uns im Klagenfurter Stadtbild unauffällig begleiten. Lassen Sie es uns wissen, falls Sie auf Ihrer Entdeckungsreise noch mehr animalische Freunde finden. Wir sind gespannt!

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